Mit einer Umsetzungsfrist bis Mai 2026 müssen die EU-Mitgliedstaaten die neuen Anforderungen in nationales Recht überführen. Doch was genau ändert sich, welche Konsequenzen ergeben sich für Unternehmen und Privatpersonen, und wie können sie sich optimal darauf vorbereiten?
Die Frist Mai 2026: Umsetzung der neuen Vorgaben
Die novellierte EPBD ist am 28. Mai 2024 in Kraft getreten und gibt den Mitgliedstaaten zwei Jahre Zeit, um die neuen Vorschriften in nationales Recht zu übertragen. Spätestens bis zum 28. Mai 2026 muss Deutschland die Vorgaben in geltende Gesetze wie das Gebäudeenergiegesetz (GEG) oder das GEIG (Gebäude-Elektromobilitätsinfrastruktur-Gesetz) integrieren. Die Frist betrifft sowohl den Neubau als auch Bestandsgebäude und setzt striktere Anforderungen an die Energieeffizienz und Klimaneutralität von Immobilien.
Werden die neuen Vorgaben nicht fristgerecht in nationales Recht umgesetzt oder nicht eingehalten, können Sanktionen und Bußgelder drohen. Für Unternehmen und Eigentümer bedeutet das eine frühzeitige Planung, um sich rechtzeitig auf die Änderungen einzustellen.
Die zentralen Neuerungen der EPBD
Die Novelle der EU-Gebäuderichtlinie umfasst zahlreiche Maßnahmen zur Erhöhung der Energieeffizienz, darunter:
1. Nullemissionsgebäude als neuer Standard
- Ab 2030 müssen alle neuen öffentlichen Gebäude als Nullemissionsgebäude errichtet werden.
- Ab 2030 gilt diese Pflicht für alle Neubauten in der EU.
- Nullemissionsgebäude dürfen keine CO₂-Emissionen aus fossilen Brennstoffen verursachen und müssen hauptsächlich aus erneuerbaren Energien versorgt werden.
2. Energieeffizienz-Standards für Bestandsgebäude
- Mitgliedstaaten müssen sicherstellen, dass bis 2030 mindestens 16 % der ineffizientesten Gebäude renoviert werden.
- Bis 2033 soll dieser Wert auf mindestens 26 % steigen.
- Der durchschnittliche Primärenergieverbrauch von Wohngebäuden muss bis 2030 um mindestens 16 % gesenkt werden.
3. Striktere Anforderungen an Energieausweise
- Ab Mai 2026 müssen Energieausweise eine Skala von A bis G enthalten, wobei A für Nullemissionsgebäude steht.
- Immobilienbesitzer müssen beim Verkauf oder der Vermietung einen gültigen Energieausweis vorlegen.
4. Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektromobilität
- Wohngebäude: Ab drei Stellplätzen müssen mindestens 50 % vorverkabelt werden, zusätzlich ist ein Ladepunkt erforderlich.
- Nichtwohngebäude: Ab 2027 müssen Gebäude mit mehr als 20 Stellplätzen mindestens einen Ladepunkt aufweisen.
5. Fokus auf Innenraumqualität und Nutzerkomfort
Ein weiterer zentraler Aspekt der EPBD-Novelle ist die Stärkung der Innenraumqualität (Indoor Environmental Quality, IEQ), die künftig stärker in die energetische Bewertung von Gebäuden einfließen soll. Dabei geht es nicht nur um Energieeffizienz, sondern auch um das Wohlbefinden und die Gesundheit der Nutzer. Besonders bei Neubauten und Sanierungen müssen Planer und Eigentümer sicherstellen, dass energetische Maßnahmen nicht zu Lasten des Raumklimas gehen. Wichtige Aspekte dabei sind:
- Luftqualität: Sicherstellung einer ausreichenden Frischluftzufuhr und Vermeidung von Schadstoffen durch moderne Lüftungssysteme.
- Tageslichtnutzung: Optimierte Fensterflächen und Lichtführung zur Förderung von natürlichem Licht und zur Reduktion des Energieverbrauchs.
- Thermischer Komfort: Angenehme Temperaturen im Sommer wie im Winter durch effiziente Dämmung, Verschattung und Regelungstechnik.
- Akustische Bedingungen: Minimierung von Lärmquellen zur Förderung der Konzentration und des allgemeinen Komforts.
- Intelligente Gebäudetechnik: Einsatz smarter Steuerungssysteme zur Regelung von Lüftung, Heizung, Licht und Beschattung.
Konsequenzen für Unternehmen und Privatpersonen
Die neuen Anforderungen bedeuten insbesondere für Unternehmen, Immobilieneigentümer und Bauherren erhebliche Veränderungen.
Unternehmen stehen vor der Herausforderung, ihre gewerblichen Immobilien energetisch zu optimieren, um den neuen Standards zu entsprechen. Dies erfordert zusätzliche Investitionen in Ladeinfrastruktur für E-Mobilität sowie in umfassende Sanierungsmaßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz. Gleichzeitig gewinnen ESG-Kriterien (Umwelt-, Sozial- und Unternehmensführung) immer mehr an Bedeutung, insbesondere im Hinblick auf die Immobilienbewertung und Finanzierung. Die steigenden Anforderungen an Nachhaltigkeit werden langfristig einen erheblichen Einfluss auf den Wert und die Marktfähigkeit von Gewerbeimmobilien haben.
Für Privatpersonen bedeutet die EPBD-Novelle vor allem, dass Eigentümer von Bestandsimmobilien mit neuen Sanierungspflichten rechnen müssen. Wer sein Haus verkaufen oder vermieten möchte, muss sicherstellen, dass es den neuen Energieausweis-Anforderungen entspricht. Um die finanziellen Belastungen durch energetische Sanierungen abzufedern, könnten Förderprogramme eine wertvolle Unterstützung bieten. Daher ist es ratsam, sich frühzeitig über staatliche Fördermöglichkeiten zu informieren und gegebenenfalls Sanierungsmaßnahmen rechtzeitig einzuplanen.
Wie sollten sich Unternehmen und Eigentümer vorbereiten?
Angesichts der kurzen Frist bis Mai 2026 sollten Unternehmen und Immobilienbesitzer jetzt handeln. Eine gründliche Bestandsaufnahme der eigenen Immobilien ist der erste Schritt: Welche Gebäude erfüllen bereits die neuen Vorgaben, und wo besteht Renovierungsbedarf? Eine durchdachte Sanierungsplanung ist essenziell, um nicht nur die gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen, sondern auch langfristig Kosten zu sparen. Hierbei kann die Nutzung staatlicher Förderprogramme für energetische Modernisierungen eine finanzielle Entlastung bieten. Zudem sollten Unternehmen mit Parkplätzen frühzeitig die Ladeinfrastruktur einplanen, um den Anforderungen für E-Mobilität gerecht zu werden.
Fazit
Die neue EPBD bringt weitreichende Verschärfungen für Energieeffizienz und Nachhaltigkeit im Gebäudesektor mit sich. Die Frist bis Mai 2026 gibt Unternehmen und Eigentümern eine klare Deadline, sich auf strengere Anforderungen vorzubereiten. Frühzeitiges Handeln ist gefragt, um rechtzeitig notwendige Anpassungen vorzunehmen und potenzielle Sanktionen zu vermeiden. Wer jetzt investiert, kann langfristig nicht nur Kosten sparen, sondern auch von steigenden Immobilienwerten und besseren Finanzierungsbedingungen profitieren.